Zwischen Perfektion und Machtlosigkeit
Es gibt Momente, in denen das Leben uns aus der Balance reißt. Zeiten, in denen wir uns machtlos fühlen, ausgeliefert, weil Worte fehlen oder weil wir spüren, dass wir der Sprache – im wörtlichen wie übertragenen Sinne – nicht genügen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, des Nicht-Sagen-Könnens, zehrt an einem. Und doch gibt es auch Tage, an denen ich mir wünsche, genau das Gegenteil zu erleben: mich hinzusetzen und die Welt noch einmal mit den Augen eines Kindes zu betrachten, unbefangen, staunend.
Als Kind lag alles vor mir. Das Leben war ein offenes Buch, das ich gerade erst zu schreiben begonnen hatte.
Jetzt, mit den Jahren, spüre ich, wie viel schneller die Seiten umgeblättert werden.
Perfektionismus begleitet mich immer noch, doch die Frage, wie ich die verbleibende Zeit verbringen möchte, wird lauter.
Die Konfrontation mit Endlichkeit
Erst gestern war ich mit Freunden unterwegs, ein schöner Abend voller Lachen und Gespräche. Doch in diesem Jahr gab es auch viele andere Begegnungen – solche, die von Abschieden geprägt waren. Ich habe Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet, war auf Beerdigungen, die mich nicht nur traurig gemacht, sondern auch wachgerüttelt haben.
Solche Erfahrungen ändern den Blick auf das Leben. Sie zwingen uns, innezuhalten und zu fragen: Was will ich noch machen? Was will ich erleben? Es ist nicht mehr die Frage nach Perfektion, die mich umtreibt, sondern die Frage nach Sinn.
Ein neuer Kunstblick auf das Leben
Vielleicht ist das Leben eine Abfolge von Kunstblicken – Perspektiven, die wir selbst wählen können. Wie oft schauen wir durch die Linse der Erwartungen, des Perfektionismus, des Vergleichs? Was, wenn wir den Blick wechseln und versuchen, die Welt wieder staunend zu sehen, wie ein Kind, das keine Angst vor Fehlern hat?
Ich denke daran, wie oft ich mit mir hadere, ob ich genug leiste, genug bin.
Doch die wirklich wertvollen Momente sind die, in denen ich diese Zweifel für einen Augenblick loslassen kann. Dann sehe ich nicht, was fehlt, sondern was da ist: Freunde, die mich begleiten, Gespräche, die mich bereichern, eine Welt voller Möglichkeiten.
Die Kunst, den Fokus zu setzen
Die Frage, die ich mir in diesen Momenten stelle, ist nicht, wie ich mehr leisten kann, sondern wie ich mein Leben so gestalten möchte, dass es sich richtig anfühlt. Welche Dinge möchte ich noch ausprobieren, welche Wege gehen? Vielleicht ist das keine Frage der Planung, sondern des Blicks. Es geht nicht darum, die perfekte Balance zu finden, sondern darum, den Fokus zu setzen – auf das, was uns wichtig ist, was uns erfüllt, was uns lebendig macht.
Die Endlichkeit als Lehrmeisterin
Der Gedanke an die Endlichkeit des Lebens ist beängstigend, aber auch befreiend. Er zeigt uns, dass wir keine Zeit zu verlieren haben, dass es keine zweite Chance für diesen Moment gibt. Perfektionismus verblasst, wenn wir uns fragen: Wofür lohnt es sich, hier zu sein?
Ich habe beschlossen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Welche Kunstblicke können wir anwenden, um das Leben anders zu sehen? Welche Perspektiven öffnen uns die Augen für das, was wirklich zählt?
Ein Wunsch für das Jetzt und das Morgen
Wenn ich an die Momente des vergangenen Jahres denke, an Freude und Abschied, an Hilflosigkeit und Mut, wird mir klar: Das Leben fordert uns immer wieder auf, unsere Haltung zu überdenken. Es fordert uns heraus, loszulassen und zu entscheiden, was uns wirklich wichtig ist.
Für das kommende Jahr wünsche ich mir und euch die Fähigkeit, die Welt mit neuen Augen zu sehen – frei von Perfektion, aber voller Neugier. Möge 2025 ein Jahr sein, in dem wir uns selbst genug sind, in dem wir den Mut finden, zu träumen, zu lieben und zu gestalten. Ein Jahr voller Kunstblicke, die uns zeigen, wie schön das Leben trotz aller Herausforderungen sein kann.
Fühlt euch geherzt – und lasst uns die Kunst des Lebens gemeinsam neu entdecken 💛