Die Gunst der Stunde: Vom Zauber regnerischer Tage

Ein regnerischer Tag in der Stadt lädt zum Innehalten ein. Die Stille des Moments eröffnet Raum für neue Ideen, den Zauber der Kunst und die Freiheit, einfach nichts zu tun.

Ein regnerischer Tag in der Stadt, dieses stille Versprechen von Entschleunigung. Während draußen die Tropfen auf dem Pflaster prasseln und das Grau der Straßen das Bunte des Stadtlebens sanft verdeckt, eröffnet sich eine kleine, oft übersehene Gunst: die Erlaubnis, nichts zu tun.

Die Hektik, sonst ein treuer Begleiter, scheint mit den Menschen unter ihren Regenschirmen zu verschwinden. Da ist ein Raum entstanden, ein Vakuum im Fluss der Aufgaben, das es erlaubt, innezuhalten.

the reflection – the colours of quiet by Steffi Werner

In dieser Leere – manche nennen sie Langeweile, ich nenne sie Freiheit – beginnt das Gehirn, zu wandern. Die Gedanken verlieren ihre Richtung, und plötzlich ist da Platz. Platz für das, was jenseits des Alltags liegt. Ideen steigen auf wie Nebel aus dem Kopf, der die ständige Reizüberflutung für einen Moment vergisst und in sanfter Selbstvergessenheit versinkt.

Regentage erinnern uns an die Kunst des Müßiggangs, jenes philosophischen Ideals, das wir so oft vernachlässigen. In Museen, Galerien oder sogar in den verborgenen Ecken unseres Buchregals, wo Gedichte und Romane auf uns warten, findet sich die Einladung zur Reflexion. Manchmal ist es das einfache Schauen auf ein Bild, das Staunen über eine Farbnuance oder die unverhoffte Berührung eines Gedankens, die uns zu uns selbst zurückbringt.

Es ist eine Rückkehr in die Räume der Kunst, in denen wir staunend, kontemplativ und ohne Ziel durch die Ideen anderer Streifen gehen dürfen. Der Regen scheint die Außenwelt sanft beiseitezuschieben, als wolle er uns Raum geben, diese kleinen Tempel des inneren Dialogs zu betreten.

the do list – behind the window on in rainy days – by Steffi Werner

Und vielleicht ist es auch die Chance, sich vom Getriebensein zu befreien. Die To-do-Listen verlieren ihre Stärke, die Verpflichtungen des Tages verschieben sich. Man fragt sich: Was wäre, wenn ich einfach mal nichts tue? Für einen Moment. Sich in der Stille treiben lassen, die der Regen in die Stadt legt, als ob er die Zeit verlangsamen würde, die Straßen in einen zeitlosen Kunstzustand taucht.

Es ist ein Geschenk, das wir uns selten machen: den Lauf des Tages einfach geschehen lassen, ohne ihn zu dominieren, ohne ihn vollzupacken. Ein regnerischer Tag kann so viel mehr sein als ein verpasster Sonnentag – er ist ein zärtliches Nicken des Lebens, eine Erlaubnis zur Muße. Und wer sich dieser Einladung hingibt, wird merken: Manchmal liegt die größte Produktivität im Müßiggang, in der Kunst des Nichtstuns, im Loslassen von Zielen. Die Gunst der Stunde gehört denen, die es wagen, für einen Moment das ständige Getriebe zu vergessen und sich von einem regnerischen Tag führen zu lassen.

Steffi Werner

Reisende durch die Tiefen der weiblichen Identität. Mein Format Her Art zum Frühstück lädt Frauen und Künstlerinnen ein, bei einer Tasse Tee gemeinsam nachzuspüren, wie sich Schönheit und Stärke im Laufe des Lebens neu formen.

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Steffi Werner schafft es, die Kunst des Älterwerdens neu zu definieren. Mit Tiefgang, AI-Kreativität und einem Gespür für Zeitgeist öffnet sie Räume für Frauen, die im Loslassen wahre Schönheit entdecken. Ein Dialog voller Mut und Neugier – und eine inspirierende Hommage an die Leichtigkeit und Weisheit des reifen Lebens.

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